Der Märker im „Märkerland“
Bernhard Falkenthal, langjähriger Ortschef in Schlunkendorf und bekannter Beelitzer Spargelbauer, ist im Alter von 70 Jahren verstorben. Ein Nachruf
Informationen aus unserer Stadt 28. Jahrgang | Nr. 6 | 30. Juni 2020 BN
Es gibt Menschen, die man automatisch mit einer bestimmten Sache verbindet. Deren Name - wenn er genannt wird - sofort Assoziationen hervorruft. Wenn jemand zum Beispiel außergewöhnlich gut in
einem Beruf arbeitet, oder wenn er sich mit einem Hobby besonders hervortut, wenn also einer mehr als irgendjemand sonst Leidenschaft für etwas an den Tag legt, dann macht er es sich diese Sache
auch zu eigen - sie wird zu seinem Markenzeichen.
Bei Bernhard Falkenthal sind es gleich zwei Dinge, die man heute untrennbar mit ihm verbindet: Zum einen ist es der Ort Schlunkendorf, dessen Bürgermeister und Ortsvorsteher er für fast drei
Jahrzehnte gewesen ist, und zum anderen ist es der Beelitzer Spargel, dessen Anbautradition er zu DDR-Zeiten in kleinem Rahmen aufrecht erhalten und dessen Renaissance er gemeinsam mit anderen im
Spargelverein nach 1990 mitbegründet hat. Anfang Juni ist Bernhard Falkenthal nach schwerer Krankheit im Alter von 70 Jahren verstorben.
In Schlunkendorf geht damit eine Ära zu Ende. Egal, welchen Herausforderungen sich der Ort seit der Wiedervereinigung stellen musste - der Wegzug junger Leute, der zeitgleiche Zuzug von
Neubürgern, die Einbindung aller in die Dorfgemeinschaft, der plötzliche Besucheransturm zur Spargelzeit und nicht zuletzt die Angliederung der einst selbstständigen Gemeinde an die Spargelstadt
Beelitz: Bernhard Falkenthal war immer da, als Bürgermeister und als Ansprechpartner, und hat das gemanagt - sachlich und pragmatisch, aber auch ideenreich, so wie er selbst eben war. „Er gab
unserem Ort Beständigkeit“, erinnert sich sein Kollege im Ortsbeirat Detlef Schönrock, der zuletzt die Amtsgeschäfte stellvertretend übernommen hatte und nun wohl auch Nachfolger wird. „Egal, was
um uns herum passierte, in Schlunkendorf war die Welt immer irgendwie in Ordnung, was natürlich auch an Bernhard lag“, sagt er.
Auch die Beelitzer Stadtverwaltung hatte mit Bernhard Falkenthal einen verlässlichen und verbindlichen Ansprechpartner in ihrem Ortsteil Schlunkendorf. Probleme konnten direkt besprochen und
schnell gelöst, Ideen unkompliziert umgesetzt werden. Der Umbau der alten Gaststätte zum Dorfgemeinschaftshaus zum Beispiel oder die Sanierung des Wiegehäuschens in der Dorfstraße und deren
Nachnutzung als Büchertauschstation sind Vorhaben gewesen, die geräuschlos liefen und dafür den Einwohnern und Besuchern heute umso mehr Freude bereiten. Neid-Debatten, die es in anderen Kommunen
zu Hauf gibt, sind in Beelitz ohnehin äußerst selten, aus Schlunkendorf kennt man sie überhaupt nicht. „Es ist ein Glücksfall, wenn man jemandem begegnet, den man nicht nur beruflich
schätzt und mit dem man Standpunkte teilt, sondern zu dem man auch menschlich einen guten Draht hat“, sagt Bürgermeister Bernhard Knuth. „Bernhard Falkenthal gehörte nicht nur zu Schlunkendorf,
er gehörte auch zu Beelitz insgesamt, nicht zuletzt durch seine langjährige Arbeit im Spargelverein.“
Bernhard Falkenthals Familie gehörte zu den ersten Spargelbauern in der Beelitzer Region, schon sein Großvater hatte mit dem Anbau der ersten Stangen begonnen. Das hat sich dann über die
Generationen bis heute fortgesetzt - mal in größerem und mal in kleinerem Rahmen. Als nach der Wende Landwirte aus den Alten Bundesländern nach Beelitz kamen, um hier das Edelgemüse in größerem
Maße anzubauen, war die Zusammenarbeit mit Einheimischen wie Falkenthals im Spargelverein ein riesiges deutsch-deutsches Erfolgsmodell, das eigentlich viele Branchen hätten gut übernehmen können.
Die einen hatten die Technik, die anderen die Tradition. Und den Namen, mit dem sie bis heute für ihr Produkt, den „Beelitzer Spargel“, stehen.
Authentizität und Glaubwürdigkeit sind auch jene Dinge, die den Spargelhof „Märkerland“, den Falkenthals nach der Wende gründeten, bis heute so beliebt machen. Es passt einfach alles zusammen:
Das idyllische Dorf mit dem Hof am Ortseingang, die Natur in der Umgebung und ein brandenburgisches Erzeugnis, das vor Ort wächst und geerntet wird. Und das alles in Verbindung mit den Menschen,
die dieses Produkt anbauen: Fleißig und immer gut gelaunt, freundlich, eigentlich schon freundschaftlich. Bei Bernhard Falkenthal gab es nicht nur Beelitzer Spargel, es gab immer auch eine
Geschichte dazu. Wie man zu DDR-Zeiten nach Feierabend das Edelgemüse anbaute, wie man mit dem kostbaren Gut die Lieferung des eigenen Trabbis beschleunigen oder andere knappe Dinge beschaffen
konnte. Berliner lieben solche Geschichten, vor allem wenn sie jemand erzählt, dem man gern zuhört und der sie mit einem gewissen Witz rüberbringen kann. Einer, der nicht zuletzt durch seine
tiefen Wurzeln so typisch brandenburgisch sein kann. Man könnte sagen, Bernhard Falkenthal war der „Märker“ im Märkerland.
Seine offene und gewinnende Art hat aber nicht nur die Gäste immer wieder auf den Hof eingeladen, sondern auch viele enge Verbindungen zu Saisonarbeitern aus Polen und deren Familien entstehen
lassen. Auch sie werden jetzt um ihn trauern, gemeinsam mit seinen Angehörigen. Dass seine Spuren überall in Schlunkendorf und auch in Beelitz zu finden sind, macht es vielleicht anfangs nicht
leichter. Auf lange Sicht wird es aber ein Trost sein. Red.
Er gab unserem Ort Beständigkeit“
Detlef Schönrock
Ortsbeirat Schlunkendorf